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Rückenschmerzen bei Pferden erkennen

Was sind überhaupt die Symptome für Rückenprobleme beim Pferd? Ein Mensch kann laut und deutlich „Mein Rücken bringt mich noch um“ sagen – Diagnose gestellt. Das Pferd ist darauf angewiesen, dass wir seine nonverbalen Signale richtig deuten.
 
Die Reaktionen auf akuten – also plötzlich auftretenden – starken Schmerz im Rückenbereich sind mit ein bisschen Problembewusstsein auch bei Pferden in der Regel ganz gut zu interpretieren. Auf chronische Schmerzen reagieren die meisten Tiere jedoch sehr unspezifisch, und diese unspezifischen Symptome sind von eher begrenztem diagnostischem Wert.

Symptome für Rückenschmerzen können sein:

  • Schnappen, Ohren anlegen, Unruhe beim Aufsatteln oder beim Putzen der Sattellage
  • Schweifschlagen
  • Kopfschlagen
  • Zähneknirschen
  • Übellaunigkeit
  • Veränderungen beim Reiten: fester Rücken, Taktunreinheit, Lahmen, Verweigerung bestimmter Übungen und Gangarten, herabgesetzte Biegsamkeit, Probleme beim Rückwärtsrichten, Ignorieren von Hilfen, die eigentlich gut beherrscht werden, Aufbäumen, Bocken, plötzliches Losrennen

Das Dumme ist nur: Diese Verhaltensweisen können auch auf andere Leiden hindeuten – auf Zahnprobleme, Magengeschwüre, neurologische Störungen, Gelenkentzündungen in den Beinen, Überforderung, Angst und und und.

Tierärzte können diagnostisch natürlich etwas mehr leisten – aber auch die objektive Beurteilung von Tastbefunden oder Röntgenbildern kann schwierig sein.

Medizinische Diagnostik-Möglichkeiten bei Verdacht auf Rückenprobleme

Manuelle Untersuchung

Eine Tastuntersuchung gibt zunächst Aufschluss darüber, wie kräftig die Rückenmuskulatur ausgeprägt ist (weniger gut bemuskelte Pferde neigen eher zu Rückenproblemen) und ob es fühlbare Verhärtungen, Schwellungen oder Atrophien gibt. Im Anschluss wird sorgfältig nach druckempfindlichen Stellen des Pferderückens gesucht. Diese sogenannte Palpation kann bis zu 30 Minuten dauern und erfordert nicht nur weitreichende Erfahrung des Untersuchenden, sondern optimalerweise auch eine gewisse Vertrautheit mit dem individuellen Pferd und seinem Temperament. Trotzdem wird es nicht in jedem Fall letzte Gewissheit geben, ob die beobachteten Reaktionen des Pferdes (Ausweichen, Festmachen, Mimik und Lautäußerungen) Schmerzreaktionen sind oder nur Ausdruck von Aufgeregtheit in der ungewohnten Situation: So nützlich die Tastuntersuchung ist, ihre Ergebnisse sind oft nicht wirklich eindeutig.
 
Wichtig ist auf jeden Fall, eventuelle Lahmheiten der Hinterhand auszuschließen: Schmerzen in den Extremitäten führen zu Fehlhaltungen und Verspannungen der Rückenmuskulatur, die leicht als Rückenproblem fehlgedeutet werden können.
 
Im Zusammenhang mit der Tastuntersuchung kann auch eine sogenannte diagnostische Lokalanästhesie durchgeführt werden. Dafür werden die in der Tastuntersuchung auffällig gewordenen Problemzonen durch Injektion eines Lokalanästhetikums zeitweise schmerzunempfindlich gemacht. Zeigt das Pferd bei einer anschließenden zweiten Tastuntersuchung keine auffälligen Reaktionen mehr, kann mit gutem Grund vermutet werden, dass es tatsächlich ein Rückenproblem hat.

Bildgebende Verfahren

Bei der Diagnose vermuteter Rückenprobleme können im Anschluss an die Tastuntersuchung folgende bildgebende Verfahren hilfreich sein:
 
  • Röntgen: mit Röntgenaufnahmen lassen sich Abweichungen – oder vermutete Abweichungen – vom normalen Aussehen der Wirbelsäule diagnostizieren: in erster Linie Arthritis (Gelenkabnutzung), Spondylosen (Knochenwucherungen) und Abnormitäten der Wirbelfortsätze (die sogenannten „Kissing Spines“) 
 
  • Szintigraphie: mit einer Szintigraphie der Wirbelsäule können entzündete Bereiche – Schmerzen sind oft das Resultat von Entzündungsprozessen im Gewebe – diagnostiziert werden.

Wie aussagekräftig sind die Ergebnisse?

Nicht nur die Ergebnisse von Tastuntersuchungen sind etwas unzuverlässig – auch
mit Röntgenaufnahmen gibt es bei Pferden ein ähnliches Problem wie bei Menschen: Auffälligkeiten können bei Individuen auftreten, die gar nicht an Schmerzen leiden, und Schmerzpatienten müssen nicht notwendig auffällige Röntgenbefunde zeigen. Die Szintigraphie ist hier schon sensibler, da sie aktive Entzündungsprozesse nachweisen kann – allerdings ist ihre räumliche Auflösung (also die Zuordnung des Entzündungsherdes zu einer bestimmten Struktur) nicht sehr gut.
 
Aussagekräftig ist eine Kombination von Röntgen und Szintigraphie: Kann eine in der Röntgenaufnahme diagnostizierte strukturelle Unregelmäßigkeiten einem per Szintigraphie ermittelten Entzündungsherd räumlich gut zugeordnet werden, lässt sich mit größerer Sicherheit davon ausgehen, dass der Röntgenbefund tatsächlich auch schmerzrelevant ist.
 
Soweit, so gut – mit einer solchen umfangreichen Diagnostik sind aber natürlich erhebliche Kosten ebenso wie logistischer Aufwand verbunden (nur große Tierkliniken verfügen über die entsprechende Technik). Haben Sie kein allzu schlechtes Gewissen, wenn Sie sich das für Ihr Familienpferdchen nicht leisten können – der Nutzen ist auch unter Experten umstritten.

Satteldiagnostik

Macht ein Pferd den Eindruck, unter Rückenschmerzen zu leiden, ist es unbedingt sinnvoll, auch an die Sattelpassform zu denken: Ein unpassender Sattel kann an vielen Rückenproblemen schuld sein. Und, anders als bei der Rückendiagnostik, gibt es bei der Satteldiagnostik kaum Unwägbarkeiten: Ein unpassender Sattel ist ein unpassender Sattel, und das ist ganz klar ein Problem. Punkt. Das Geld für die Satteldiagnostik ist also in jedem Fall eine sinnvolle Investition.
 
Einige Satteleigenschaften können Laien selbst beurteilen – für Widerrist- und Schulterfreiheit, für die korrekte Breite des Kissenkanals sowie für Länge und Breite des Sattels gibt es Faustregeln, die zwar vielleicht nicht in jedem Fall der Weisheit allerletzter Schluss, aber doch ziemlich brauchbar sind.
 
Ob der Sattel aber auch dort gut passt, wo man nicht hinschauen oder hinfühlen kann, kann nur ein Sattler oder Tierphysiotherapeut wirklich ermitteln. Gleiches gilt für die extrem wichtige Frage, ob eine gute Sattelpassform auch mit dem Reiter im Sattel, sowie – natürlich vor allem! – in der Bewegung gegeben ist.
 
Die gute alte Intuition hat dabei in den letzten Jahren starke Konkurrenz bekommen: Heute stehen verschiedene Verfahren der Satteldiagnostik zur Verfügung, mit denen sich Sattelprobleme diagnostizieren und teils auch sehr gut visualisieren lassen.
 
Eine Vermessung und Abformung des Pferderückens – entweder mechanisch mit einem verstellbaren „Messgerippe“ oder besonderen Linealen, oder digital mit einem Laserscanner – ist zwar typischerweise die Vorstufe für die Anpassung eines neuen Sattels. Zumindest theoretisch können die Resultate aber auch zwecks Beurteilung der Passform mit einem vorhandenen Sattel verglichen werden. Solche Messsysteme gibt es im deutschsprachigen Raum unter den Markennamen Equiscan, Horseshape, Tomax und Saddle-Check; sie werden mittlerweile von vielen guten Sattlern eingesetzt.
 
Diese Messungen liefern wichtige Anhaltspunkte dafür, ob der Sattel passt. Wenn Sie aber wirklich ganz genau wissen wollen, wie es um Ihren Sattel steht, sollten Sie eine digitale Satteldruckmessung in Erwägung ziehen. Hier liefern Sensoren in einer dünnen Matte, die unter den Sattel gelegt wird, ein räumlich und zeitlich präzise aufgelöstes Bild der Druckverteilung auf den Pferderücken – im Stand und in allen Gangarten. Das Druckprofil des Sattels wird auf dem Bildschirm eines Computers oder Tablets angezeigt und ermöglicht eine ganz genaue Einschätzung der Sattelpassform unter allen Bedingungen. Digitale Satteldruckmessungen werden unter den Markennamen SattelScan und medilogic angeboten.
 
Ein einfacheres, analoges System zur Satteldruckvisualisierung ist das gelgefüllte Impression Pad, das ebenfalls unter den Sattel gelegt wird und anhand von dessen Verformung nach einem Testritt die Druckverhältnisse unter dem Sattel weniger genau als mit den Sensoren, aber ebenfalls recht gut beurteilt werden können.
 
Ergibt die Satteldiagnostik Probleme mit der Sattelpassform, gibt es nur eins: Den Sattel, sofern das möglich ist, neu anpassen lassen – oder einen neuen fertigen lassen. Eine Alternative zur kompletten Maßfertigung ist dabei die sogenannte Maßkonfektion: die individuelle Zusammenstellung eines passenden Sattels aus einem verstellbaren Kunststoff-Sattelbaum und vorgefertigten Einzelteilen.
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Haben nun wirklich viele Pferde Rückenschmerzen – oder doch nicht?

Rückenprobleme werden in tiermedizinischen Fachveröffentlichungen als bei Sport- und Freizeitpferden häufig auftretende Leiden bezeichnet. Auf genauere Aussagen oder gar Zahlenwerte lässt sich aber kein Experte festnageln – so präzise hat das einfach noch niemand ermittelt. Erschwerend kommt hinzu, dass die Diagnose „Rückenproblem“ in vielen Fällen einfach nicht eindeutig genug erfolgen kann.
 
Manche Tierärzte halten Rückenprobleme für überdiagnostiziert. Andere haben durchaus den subjektiven Eindruck, dass die Problematik unter ihren Patienten zugenommen hat.

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Hotline: 09179 / 964117

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