Was ist Barockreiten? Alles über die klassisch-barocke Reitkunst
Barockreiten – ist das nicht so eine Art Kostümveranstaltung mit Galeriesätteln, prunkvollen Schabracken und Reitbekleidung mit Goldknöpfen und Federhut?
Das Missverständnis ist verzeihlich, denn bei Präsentationen der barocken Reitweise wird tatsächlich oft auch viel Wert auf optische Opulenz gelegt.
Trotzdem geht diese Interpretation am Wesentlichen vorbei: Barock reiten – das könnte man theoretisch auch in Jogginghosen.
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Was macht die klassisch-barocke Reitweise aus?
Barockreiten, auch als klassisch-barockes Reiten bezeichnet, ist eine Form der Dressur, die auf die Lehren von Reitausbildern des 17. und 18. Jahrhunderts zurückgeht, diese aber auch weiterentwickelt, wo es sinnvoll erscheint.
Prägend für die Reitweise sind insbesondere die Schriften des französischen Reitmeisters François Robichon de la Guérinière.
Prägend für die Reitweise sind insbesondere die Schriften des französischen Reitmeisters François Robichon de la Guérinière.
Beim Barockreiten geht es darum, das Pferd ohne Gewalt im Einklang mit seinen individuellen, natürlichen Anlagen und Fähigkeiten auszubilden. Es geht um eine sinnvoll organisierte Ausbildungsskala, bei der die Lektionen logisch aufeinander aufbauen. Es geht um feines Reiten mit minimalen Hilfen – also letztlich um die perfekte Kommunikation von Reiter und Pferd.
Barockreiten bedeutet sanfte und logisch-aufgebaute Ausbildung im Einklang mit den Fähigkeiten des Tieres. — Das Ziel: fließende Kommunikation zwischen Reiter und Pferd.
Barockreiten als Alternative zur (und gelebte Kritik an der) modernen Dressur
Genau die eben genannten Prinzipien sind im Grunde genommen doch auch die Ideale der modernen Dressur? Sind es dann vielleicht technische Details, die den Unterschied zwischen beiden Reitweisen ausmachen?
Sicherlich gibt es Differenzen – wir kommen darauf zurück – aber die Unterschiede sind lange nicht so weitreichend wie etwa die zwischen Westernreiten und Dressurreiten.
Der in der Dressur geforderte korrekte reiterliche Sitz geht beispielsweise direkt auf den barocken Reitmeister la Guérinière zurück, und die Lektionen der modernen Dressur sind ganz überwiegend auch Bestandteil der barocken Reiterei.
Sicherlich gibt es Differenzen – wir kommen darauf zurück – aber die Unterschiede sind lange nicht so weitreichend wie etwa die zwischen Westernreiten und Dressurreiten.
Der in der Dressur geforderte korrekte reiterliche Sitz geht beispielsweise direkt auf den barocken Reitmeister la Guérinière zurück, und die Lektionen der modernen Dressur sind ganz überwiegend auch Bestandteil der barocken Reiterei.

Die Wiederentdeckung des Barockreitens – und seine Abgrenzung von der Dressur, wie sie sich heute präsentiert – hängt mit Kritik zusammen, die der Dressur vorwirft, ihre Berufung auf die Prinzipien der klassischen Reitweise sei in Teilen nur noch ein Lippenbekenntnis.
Reiter aller Klassen neigten demnach dazu, Abkürzungen und schnelle, oberflächliche Lösungen gegenüber einer sorgfältigen, verantwortungsvollen Gymnastizierung zu favorisieren. Die so trainierten Pferde machten zwar einen „korrekten“ Eindruck, hätten in Wahrheit aber schwerwiegende Defizite in der Grundausbildung.
Das Fehlen dieser Fähigkeiten erfordere dann von Ausbildungsstufe zu Ausbildungsstufe immer neue problematische Korrekturen (wie etwa die berüchtigte Rollkur) – letztlich würde so dem Pferd Gewalt angetan und seine Gesundheit gefährdet.
Reiter aller Klassen neigten demnach dazu, Abkürzungen und schnelle, oberflächliche Lösungen gegenüber einer sorgfältigen, verantwortungsvollen Gymnastizierung zu favorisieren. Die so trainierten Pferde machten zwar einen „korrekten“ Eindruck, hätten in Wahrheit aber schwerwiegende Defizite in der Grundausbildung.
Das Fehlen dieser Fähigkeiten erfordere dann von Ausbildungsstufe zu Ausbildungsstufe immer neue problematische Korrekturen (wie etwa die berüchtigte Rollkur) – letztlich würde so dem Pferd Gewalt angetan und seine Gesundheit gefährdet.
Barockreiten als Alternative zum wettbewerbsorientierten Reiten
Viele Kritiker sehen die Wurzel des Übels vor allem im Wettbewerbsgedanken. (Wettbewerbsorientiert ist nicht nur die moderne Dressur, sondern auch Westernreiten, Distanzreiten etc.)
- Wettbewerb erzeugt Begehrlichkeit. Die Ausbildung des Pferdes soll zu Wettkampflorbeeren führen – möglichst schnell und möglichst voraussehbar. Unter diesem Druck wird beispielsweise viel zu früh mit versammelnden Lektionen begonnen.
- Wettbewerb setzt eine Vergleichbarkeit der Pferde voraus. Die Notwendigkeit, Pferde vergleichbar und bewertbar zu machen, produziert eine Menge von oft geradezu bürokratisch anmutenden Standards, denen das individuelle Pferd unterworfen wird. Das führt dazu, das Pferde Bewegungsabläufe zeigen müssen, für die sie entweder noch nicht ausreichend ausgebildet sind oder die ihrer individuellen Physiologie sogar entgegenstehen. Diese Bewegungsabläufe werden ihnen zu ihrem Schaden gewaltsam abgepresst.
- Wettbewerb honoriert Genetik vor guter Arbeit. In heutigen Dressurwettbewerben haben praktisch nur noch Pferde Erfolg, die bereits aufgrund ihrer Anlagen eindrucksvolle Gänge zeigen. So wird weniger die Ausbildungsarbeit honoriert als die finanziellen Umstände, die es ermöglichen, sich ein solches Pferd zu leisten. „Normale“ Reiter-Pferd-Teams haben in dieser Form von Wettbewerb keine faire Chance mehr.
- Wettbewerb ersetzt die Freude am Tun um seiner selbst willen durch die Freude an der Anerkennung durch andere.
Barockreiten im Wettbewerb erzeugt Konkurrenzdenken, wo es eigentlich um das individuelle Pferd gehen sollte. — Statt Wettbewerb: das individuelle Pferd in seinen Fähigkeiten vervollkommnen.
Barocke Reitkunst als Rückbesinnung auf klassische Werte

Ziel einer klassisch-barocken Reitausbildung ist es, das individuelle Pferd – und auch seinen Reiter – auf eine beiden gemäße Weise zu vervollkommnen.
Diese Art der Vollkommenheit erkennt man, wenn man sie sieht – aber sie lässt sich nicht gut in Standards fassen.
Stattdessen ist von der Weiterentwicklung der natürlichen Anlagen des Pferdes die Rede. Von freudvollem Reiten, von Harmonie der Bewegungen, vom Einklang zwischen Pferd und Reiter.
Diese Art der Vollkommenheit erkennt man, wenn man sie sieht – aber sie lässt sich nicht gut in Standards fassen.
Stattdessen ist von der Weiterentwicklung der natürlichen Anlagen des Pferdes die Rede. Von freudvollem Reiten, von Harmonie der Bewegungen, vom Einklang zwischen Pferd und Reiter.
Barockreiten: die Grundprinzipien der klassisch-barocken Reiterei
Höchstes Ziel der barocken Reitausbildung ist das einhändige Reiten auf blanker Kandare, mit feinsten, so gut wie unsichtbaren Zügel-, Schenkel- und Gewichtshilfen.
Das Pferd soll ruhig, geschmeidig und gehorsam sein. Der Weg zu diesem Ideal kennt keinen Zeitdruck, keinen Leistungsdruck und keine Gewalt – und kann abhängig von den individuellen Stärken des Pferdes durchaus unterschiedlich aussehen (und an unterschiedlichen Punkten enden).
In jedem Fall ist die Ausbildung systematisch angelegt und setzt alles daran, Losgelassenheit, Schwung und Freude an der Arbeit zu fördern und die körperliche und seelische Gesundheit des Pferdes langfristig zu erhalten.
Das Pferd soll ruhig, geschmeidig und gehorsam sein. Der Weg zu diesem Ideal kennt keinen Zeitdruck, keinen Leistungsdruck und keine Gewalt – und kann abhängig von den individuellen Stärken des Pferdes durchaus unterschiedlich aussehen (und an unterschiedlichen Punkten enden).
In jedem Fall ist die Ausbildung systematisch angelegt und setzt alles daran, Losgelassenheit, Schwung und Freude an der Arbeit zu fördern und die körperliche und seelische Gesundheit des Pferdes langfristig zu erhalten.
Lektionen der klassisch-barocken Reiterei

Die barocke Reitlehre beinhaltet die Schulen auf der Erde und die Schulen über der Erde.
Zu den Schulen auf der Erde gehören neben den Grundgangarten:
Zu den Schulen auf der Erde gehören neben den Grundgangarten:
- Seitengänge (Travers und Renvers).
- Rückwärtstreten.
- Kunstgänge (Piaffe, Passage, Terre à terre – ein stark verkürzter Galopp).
- Galoppwechsel.
- Pirouetten.
Die Schulen über der Erde sind:
- Levade und Pesade: Erhebungen auf die Hinterbeine mit angewinkelten Vorderbeinen.
- Mezair und Courbette: Wiederholte Sprünge auf den Hinterbeinen ohne Absetzen der Vorderbeine.
- Croupade und Ballotade: Sprünge auf der Stelle.
- Kapriole: Ein hoher Sprung auf der Stelle, an dessen höchstem Punkt das Pferd zusätzlich mit den Hinterbeinen ausschlägt.
Worin unterscheidet sich die klassisch-barocke Reitweise von der "englischen" Dressur?
Klassisch-barockes Reiten und die „englische“ Dressur haben viele Gemeinsamkeiten: Eine ganze Reihe von Lektionen sind identisch, und auch Sitz und Hilfen sind nicht grundsätzlich anders.
Wichtige Unterschiede sind:
Wichtige Unterschiede sind:
- Die barocke Ausbildung beginnt erst mit 5 oder 6 Jahren – also „spät“ nach den Maßstäben der normalen Dressur.
- Neben dem Longieren ist die Bodenarbeit an der Hand ein wichtiger Bestandteil einer klassischen Reitausbildung. Bei jungen Pferden kann so noch vor dem Anreiten ein Verständnis für bestimmte Hilfen geweckt werden. Nicht zuletzt bildet sich so auch das Vertrauen zum Ausbilder heraus. Im weiteren Verlauf der Ausbildung werden viele Lektionen an der Hand vorbereitet.
- Eine der Schlüssellektionen der barocken Reitlehre ist das Schulterherein. Im Gegensatz zur „englischen“ Dressurausbildung wird es hier bereits ganz zu Beginn der Ausbildung in der Bodenarbeit geübt. Schulterherein gilt wegen seiner lösenden, versammelnden Wirkung als wichtigste Voraussetzung für das Erarbeiten der Seitengänge und weiterer versammelter Lektionen.
- Die Schulen über der Erde spielen bei der „englischen“ Dressur normalerweise keine Rolle.
- Die Arbeit am langen Zügel ist eine der Königsdisziplinen des klassischen Reitens. Gerade ältere Pferde, die nur noch sehr schonend oder gar nicht mehr geritten werden können, haben so Gelegenheit, weiterhin anspruchsvollste Lektionen wie Piaffen oder Pirouetten zu trainieren. Diese Form des Trainings hat eine wichtige gesunderhaltende Funktion.
- Zur klassisch-barocken Tradition gehört auch das Reiten im Damensattel.
Später Ausbildungsbeginn, Schulen über der Erde und Arbeit am langen Zügel... — Barockreiten unterscheidet sich in vielen Punkten von "englischer" Dressur.
Das sagen unsere Kunden über ihren Barocksattel von Iberosattel®
Sandra über den Sattel Vaquero Breitschaft
"Ich habe meinen Vaquero Breitschaft schon vor vielen Jahren gekauft. Genau weiß ich es nicht mehr, aber 10- 12 Jahre ist es mindestens her. Ich bin immer gern mit diesem Sattel geritten, er ist einfach so bequem, robust, noch immer schön und braucht wirklich nicht viel Pflege dafür! Letztes Jahr ist mein Pferd, für den ich den Sattel gekauft habe, gestorben. Mein jetziges Pferd ist 4 Jahre jung und ich habe einfach mal angefragt bei Euch, ob es möglich ist meinen alten Sattel auf mein junges Pferd anzupassen. Alternativ hätte ich einen neuen Vaquero Bereitschaft für ihn gekauft. Und ich bin einfach nur begeistert! Es war KEIN PROBLEM den Sattel anzupassen. Klar, die Galerie musste umgebaut werden, die Kammer geweitet und die Polsterung angepasst werden, aber es war möglich. Und das zu einem wirklich fairen Preis!"
Sonja S. mit Sattel Ibero Barock
"Der perfekt auf meine kleine Stute angepasste Sattel war dann auch nach kürzester Zeit da und seitdem sind wir beide hochzufrieden mit unserer Wahl! Ich sitze auf ihm wie reingewachsen und meine Kleine kann sich frei bewegen. Bei der Ausbildungsarbeit und auch bei langen Ausritten freue ich mich jedes Mal über diesen tollen Sattel."
Nicole T. mit Sattel Ibero Amazona Comfort
"Bei der Dressurarbeit, auf dem Platz und auch nach einem dreistündigen Geländeritt ist er super bequem und einfach toll zu sitzen. Auch die Farbe ist einfach klasse und wir sind überall der Hingucker. Ich bin überglücklich diese Entscheidung getroffen zu haben. Ich möchte mich nochmal bei Ihnen für die freundliche und kompetente Beratung bedanken."
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- Unsere Sättel lassen sich in vielerlei Hinsicht an die Veränderungen Ihres Pferdes anpassen.
- Ein Barocksattel mit Fendern? Kein Problem, geht nicht, gibt es nicht!